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Hallo Sternenfreunde!
am letzten Freitag am Stammtisch der Volkssternwarte Regensburg kam das Gespräch unter anderem auch auf den derzeit sichtbaren Kometen SWAN, welcher sich im Gebiet nördlich der Corona Borealis befindet. Immer wieder fiel die Rede drauf, weil er anscheinend relativ hell und gut zu sehen sei. Leider war das Wochenenede dann abends immer zugezogen, diesig und leicht neblig. Am Dienstag (24.10.2006) war aber der Abend klar, und so packten Bärbel und ich die Gelegenheit beim Schopf, am frühen Abend nach Einbruch der Dunkelheit den Kometen anzuschaun. Der kleine Optimus war schnell in den Garten gestellt, ich druckte mir aus dem Internet noch schnell eine kleine Aufsuchskizze aus, stecckte das 26mm Okular in den Zenithspiegel und los ging's! Hier aber eerstmal tabellarisch die Zusammenstellung aller beobachteten Objekte.
Teleskop:
Optimus Refraktor auf äquatorialer Lidl-Montierung
FH-Achromat, Öffnung 70mm, Brennweite 700mm (1:10)
Okulare:
26mm-Super-Plössl von MEADE, Serie 4000 (27-fache Vergrößerung)
18mm Antares Speers Waler 82° (39-fache Vergrößerung)
~14,5mm WA Erfle von INTES (48-fache Vergrößerung)
10mm Antares Speers Waler 82° (70-fache Vergrößerung)
12,5mm orthoskopisches Okular von Vixen (56-fache Vergrößerung)
7,5mm Antares Speers Waler 82° (93-fache Vergrößerung)
7mm orthoskopisches Okular von Celestron (100-fache Vergrößerung)
6,3mm-Kellner von Bresser (111-fache Vergrößerung)
5mm Eudiascopic von Baader (140-fache Vergrößerung)
Sonstiges:
2x-Barlowlinse, Celestron ultima, 3-linsiger Achromat mit Luftspalt
Baader Skyglow Filter
Astronomik UHC-Filter
Binokular:Bresser Saturn Zoom, 9-27 x 56
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Zeitpunkt:
Donnerstag, 26. Oktober 2006, 21:00-23:00
Visuelle Grenzgröße:
ca. 5,5mag
Durchsicht:
gut
Seeing:
gut
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Doppelsterne:
Gamma Andromedae
Galaxien:
M31, M32, M33, M110, NGC1023
Kugelsternhaufen:
-
Offene Sternhaufen:
h+chi, M45, M34, NGC752
Gasnebel:
-
Planetarische Nebel:
-
Sonstiges:
Komet SWAN
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Nun, wie gesagt, der kleine LIDL Optimus stand mit einem Handgriff im Garten und dank der Aufsuchkarte aus dem Netz war der Komet SWAN schnell im 6x30-Sucher gesichtet. Eine kleine nebulöse Aufhellung zeigte sich da bereits. Erstaunt waren wir dann, wie hell der Komet im 26er Superplössl bei 28-facher Vergrößerung gegen den dunklen Himmel leuchtete. In der Nähe ein heller Stern, der genau so stand, daß, wenn man die Linie Stern - Kometenkern verlängerte, man genau in Richtung des feinen Schweifs blickte. Der Kometenkopf selbst war deutlich heller als M13 im Optimus erscheint, ich würde mal auf 5 Magnituden tippen, dunkler bestimmt nicht! Auch ein sehr feiner, dünner Schweif war deutlich zu erkennen, umgeben von etwas aufgefächerter Aufhellung. Auch Bärbel fiel als erstes auf, wie deutlich bei diesem Kometen der Schweif zu sehen wäre. Den Durchmesser des Kopfes würde ich auf etwa 10 Bogenminuten schätzen. Dieser Komet ist wahrlich einen Besuch wert gewesen!
Da es aber doch frisch war an diesem Abend und auch Wolkenbänke aufzogen, wurde der Otimus wieder in den Keller verräumt. Zwei Tage später - es war Donnerstag - kündigte sich bei der Heimfahrt von der Arbeit ein wundervoll klarer Himmel an und beim Abendessen war klar: diese Nacht gehört dem Optimus - hat er uns doch schon den Kometen zwei Tage zuvor so wunderbar vor Augen geführt. Auch Bärbel war von der Idee begeistert, den auch ihr gefallen die Beobachtungstouren mit dem kleinen Minirefraktor immer besonders gut. Gesagt, getan, Okulare geholt, Optimus in die dunkle Ecke des Gartens gestellt, Gartenstuhl daneben, Karkoschka ins Rotlichtviertel (=Gartenhäuschen mit roter, dimmbarer LED-Lesebeleuchtung), und los ging die Tour. Erstes Objekt - quasi der Schuß aus der Hüfte - die schon sehr hoch im Zenith stehende Andromedagalaxie M31. Sie ist bei 28x als ovale Galaxie mit breiten, schwachen Ausläufern zu erkennen, die sich über den Rand des Gesichtsfeldes hinaus erstrecken. Südlich davon ist M32 als kleine, runde Aufhellung zu sehen, ein recht heller, sternförmiger Nucleus umgeben von etwas Halo. Die weiter nördlich stehende M110 zeigt sich immerhin noch als relativ große, blasse und rundlich-ovale Aufhellung des Himmelshintergrundes. Da die Nacht relativ mild war, und es grad so eine entspannte Tour war, hab ich zum Skizzenblock gegriffen, und folgende Zeichnung der drei angefertigt:
M31, M32 (unterhalb) und M110 (oben) im 70/700mm FH-Refraktor bei 28x
Studiert man den Kern von M31 genauer, so erkennt man, daß seine Ausdehnung, wie sie sich heute im 70mm-Optimus präsentiert, ziemlich genau die Größe hat, die im Karkoschka in der Detailkarte auf Seite N0 gestrichelt dargestellt ist.
Als nächstes schwenke ich zu Gamma Andromedae, der ebreits bei 28x erahnen läßt, das er von einem schwach blauen Begleiter umrundet wird. Im 12,5 er Ortho bei 56x kann man beide Sterne schon eindeutig trenenn, der goldgelbe Hauptstern und der gut 2 Größenklassen schwächer erscheinende blassblaue Begleiter. Grade der große Helligkeitsunterschied macht diesen Doppelstern interessant. (2m2, 4m9, 9,6") Dadurch wirkt er enger, weli schwerer zu trennen, als wenn beide Begleiter gleich hell wären.
1,5° westloch und 4,5° südlich von Gamma Andromedae findet sich der offene Sternhaufen NGC752. Im optimus erkennt man hier eine Sternengruppe, die etwa auf 45' verteilt rund 50 Sterne beherbergt. Die Sterne an sich sind relativ blass und fein, grade bei niedriger Vergrößerung, wie hier 28x, wirkt der Sternhaufen sehr geschlossen. Interessant ist, daß die Sterne sich hauptsächlich im Randbereich der Ansammlung konzentrieren und das Zentrum von NGC752 eher sternarm ist. Dieser fast sternleere Zentralbereich ist vom geometrischen Zentrum des Haufens etwas in Richtung Westen versetzt, südlich des Haufens stehen drei helle, auffallend orangefarbene Sterne, die einen sehr stumpfen und ungleichschenkligen Winkel bilden.
Das nächste Ziel ist die Triangulumgalaxie M33, immer eine etwas zurückhaltende Prinzessin, die lieber weniger als mehr ihrer Schönheit preisgibt. Diesmal jedoch ist sie erstaunlich gut zu sehen - dies gilt umsomehr, als wir ja nur mit 70mm Öffnung unterwegs sind. E8n leicht plattgedrückter, dunklegrauer Schimmer, etwa 45' Durchmesser, in N-S-Richtung elongiert. Aber: wenn man genau hinsieht, gibt es hellere und dunklere Bereiche, das oval der Galaxie ist alles andere als homogen ausgeleuchtet. Ich beschließe, noch eine Skizze zu machen, und da wird mir ganz deutlich bewußt: in dem Moment wo man versucht, das ganze zeichnerisch zu Papier zu bringen, achtet man noch mehr auf jedes feinste Detail, auf jeden Helligkeitsunterschied. War da was? Ist das, was hier am Papier zu sehen ist, wirklich auch im Okular erkennbar? Nach mehreren Anläufen und wieder weg Radierens halte ich diese Zeichnung für am wahrheitsgetreuesten:
M33 im 70/700mm FH-Refraktor bei 28x
Natürlich sind die Kontraste in Wahrheit nicht derart hoch, aber irgendwie muß man das Gesehene ja in der Zeichnung abbilden.
Weiter ging es zu h+c im Perseus. Bei 28x sind zwei wundervolle funkelnde Sternhaufen zu sehen. Der westlich gelegene ist etwas kleiner, wirkt konzentrierter, und hat ein paar hellere Sterne im Zentrum. Der östlichere Sternhaufen ist hingegen etwas größer, lockerer gestreut und hat keine so hellen Haufenmitglieder. Aber - was soll man zu einem solchen Highlight schon groß schreiben, wurde hier nicht alles schon tausendfach gesagt?
Wieter ging es mit der Galaxie NGC1023. Bei 48x im Efle grade ebn so als kleine Galaxie erahnbar, am besten wird der Kontrast im 10mm Speers Waler bei 70x. Aber diese Galaxie ist 10m und 12m Flächenhelligkeit kein Paradeobjekt mehr für weniger als 3" Öfnnung. Aber - man siehts auf der Zeichnung: Auch NGC1023 war eindeutig zu identifizieren:
NGC1023 im 70/700mm FH-Refraktor bei 70x
Ein Schwenk einige Grade nach Norden führt direkt zum offenen Sternhaufen M34, ein kleiner, kompakter offener Haufen, der eher wieder einfach ist, auch für Optimus-Größenordnungen. Bei 48x fällt im Haufenzentrum eine kleine Sternenfigur auf, die an 3 gebogene, im Winkelabstand von 120° stehende Ventilatorflügel erinnert. Zum Abschluß habe ich noch die Plejaden, M45, angesteuert, die grade in kleinen Instrumenten wegen der kürzeren Brennweite super zur Geltung kommen. Auch hier habe ich versucht, die blau funkelnde Sternenpracht in einer Skizze einzufangen, aber grade ebi so großen Sternhaufen ist es schwierig, so im Dunkel die exakte Lage der Sterne zueinander korrekt abzubilden. Ich hoffe trotzdem, man kann erkennen, welcher Sternhaufen es sein soll:
M45 im 70/700mm FH-Refraktor bei 28x
Es war wieder einmal eine wundervolle Nacht, zwei Stunden mit dem kleinen Optimus sind einfach Genuß und Entspannung pur; zum Einen zeigt es, was man mit 7cm Öffnung schon alles im Weltall bewundern kann, zum Andern machts aber auch wieder Lust, ein größeres Teleskop im Garten aufzustellen. Auf jeden Fall wurde wieder mal beeindruckend klar: Öffnung ist nicht alles: wer mit kleiner Öffnung keinen Spaß hat - dem wird auch bei einem größeren Teleskop schnell die Lust und die Geduld vergehen...
Viele sternklare Nächte Euch allen,
Markus.
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