Venus am 6. Juni 2012 am frühen Morgen bei ihrem Durchgang vor der Sonne
Schon Tage vor dem letzten Venustranist für mehr als hundert Jahre meldete der Wetterbericht beständig schlechtes Wetter. Und wenn es ums schlechte Wetter geht, irren die Wetterfrösche meist nie. So verzichtete ich darauf, im Vorfeld einen fotografischen Sonnenfilter für meinem 90/900er Apo anzufertigen, sondern ließ den Dingen ihren Lauf. Tags zuvor - es regnete vormittags zienlich ergiebig - riss es gegen Abend immer mehr auf und so hegte ich auch ein wenig Hoffnung, daß am nächsten Morgen ja doch was gehen könnte, bevor die nächste Regenfront anrauscht.
So stellte ich also den Wecker auf halb fünf und legte schonmal mein Fotostativ, die Kamera, den Drahtauslöser und das 500er Tele samt 2-fach-Konverter bereit, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.
Morgens halb fünf - der Wecker klingelt. Schlaftrunken trete ich auf den Balkon und bin gerade dabei, Fotos zum Venustransit abzuschreiben, da der Himmel komplett dicht ist. Komplett dicht? Nein, im Nordosten über den Hügeln des bayrischen Waldes endet die geschlossene Wolkendecke abrupt und gibt in etwa 10° föhnig klaren - fast schon türkisblauen - Himmel frei. Das könnte eine Chance sein. Kurzentschlossen zieh ich mich an, schmeisse alles in den Kofferraum und fahre los. Mein Beobachtungsplatz liegt nur 2km entfernt, 1km ausserhalb der Wohnsiedlung auf einer Anhöhe, die den Blick ungehindert auf einen Ost-bis-Nordost-Horizont freigibt. Ich komme etwa 25 Minuten vor Sonnenaufgang an und bereite in aller Ruhe meine Ausrüstung vor.
Hier ein Blick durch das 500er Tele, welches schön die tief rote Himmelsstimmung vor Sonnenaufgang zeigt:
Dieser Anblick - nur 15 Minuten vor Sonnenaufgang - ließ natürlich die Hoffnung, die Sonne auch wirklich zu Gesicht zu bekommen, und eine Viertelstunde später schob sich unser Tagesgestirn dann tatsächlich - bereits von Venus verdeckt - über den Horizont, wenngleich auch durch die Atmosphäre und das seeing entsprechend deformiert:
Natürlich war es jetzt an der Zeit, die Aufnahmebrennweite auf 1000mm zu erhöhen. Hier ist ansatzweise direkt über der Sonne der green flash zu sehen:
Hier nochmals ein Blick auf die Sonne, der ein paar Minuten später bei etwas besserem Seeing entstand und sogar Ansätze von Sonnenflecken zeigt:
Fazit:Das Aufstehen hat sich wirklich rentiert und wurde mit einigen doch ganz brauchbaren Schnappschüssen belohnt. Um zu zeigen, wie launisch die Wetterbedingungen waren, habe ich von meinem Beobachtungsstandort in die Gegenrichtung der Sonne fotografiert, wo die gerade aufgegangene Sonne sogar einen Regenbogen hingezaubert hatte:
Zum Abschluss noch ein Blick über die im goldnen Morgendunst der aufgehenden Sonne liegenden Felder über Köfering:
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