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Astronomie
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Der Komet C/2020 F3 (Neowise) im Hochsommer 2020

Nach langen Jahren ohne einen großen Kometen, der auch mit dem bloßen Auge sichtbar ist, entpuppte sich C/2020 F3 als deutlich heller, wie in den Prognosen vorhergesagt und wurde so zum Star manch lauer Sommernacht. Meine erste Begegnung mit dem Kometen fand am 7. Juli 2020 statt. In diversen Foren wurde schon darüber diskutiert, dass der Komet mittlerweile freisichtig zu sehen sei. Das Problem war jedoch, dass durch den geringen Abstand zur Sonne das Beobachtungsfenster sehr kurz und noch dazu extrem früh am morgen war. Da es aber am 6.7. ein strahlend wolkenloser Tag war, erkundete ich nach der Arbeit einen Platz, an dem ich den Kometen mit einer attraktiven Kulisse fotografieren wollte. Die kleine Wallfahrtskirche in Scheuer - nur 2km von meinem Haus entfernt - bot sich da natürlich an, vor allem, da man von den südlich gelegenen Feldern aus die Kirche perfekt neben den Kometen positionieren könnte, der ja im Nordosten aufgehen sollte. Mit dem Kompass bewaffnet war so schnell eine optimale Stelle auf einem gut befahrbaren Feldweg identifiziert und nun musste es morgens um drei nurmehr klar sein… Nachdem mich also der Wecker recht abrupt aus den Federn gerissen hatte, ein schneller Blick vom Schlafzimmerbalkon in Richtung Osten: Kein Wölkchen, ein klarer Himmel mit einem schmalen Dämmerungsstreifen. Auch der Blick nach Westen zeigte, dass es wohl wolkenlos bleiben würde und so machte ich mich binnen 10 Minuten abflugbereit. Meine 13-jährige Tochter Antonia hatte sich in den Kopf gesetzt, mit auf Kometenjagd zu gehen und stand tatsächlich morgens um 3 komplett angezogen im Bad und wartete schon… Das Fotoequipemnt hatte ich am Vorabend schon im Kofferraum verstaut. Am markierten Standort angekommen und nach einigen suchenden Blicken mit dem 9x42-Fernglas die bange Frage: Ja, wo ist er denn, der Komet? Also schnell die Kamera mit dem 55mm f/1.4 aufs Stativ und eine 6-sekündige Aufnahme bei f/2.0 gemacht, um die Position des Kometen zu identifizieren. Abb. 1: Der Komet in der Übersichtsaufnahme direkt neben dem Kirchturm Der Komet befand sich auf dieser Testaufnahme unmittelbar neben dem Kirchturm und zehn Minuten zuvor, als wir gerade angekommen waren, befand er sich schlicht und ergreifend noch hinter dem Kirchturm. Nachdem ich ihn nun problemlos identifizieren konnte, war er auch mit bloßem Auge ganz klar und deutlich sichtbar, im Fernglas natürlich um so beeindruckender zu sehen. Mit dem 50-135mm f/2.8 bei 135mm und Offenblende war der Komet natürlich noch deutlicher zu sehen, zumal er jetzt auch schon aus dem Dämmerunggstreifen aufgestiegen und etwas weiter vom Kirchturm entfernt war. Dieses Bild wurde auf Astrobin.com zum Image of the Day gekürt: Abb. 2: C2020/F3 (Neowise) mit der Wallfahrtskirche Scheuer Fast eine Woche später, am 12. Juli, war es wieder wunderschön klar und nach meinen Recherchen der Komet mittlerweile im Sternbild Auriga zirkumpolar. Durch den tiefen Stand des Kometen schon um Mitternacht sollten daher schöne Bildkompositionen mit der Umgebung möglich sein. Testweise wollte ich ihn nun mit dem Turm unserer Dorfkirche ablichten. Abb. 3: Der Komet über den Wiesen von Köfering Ich war also kurz nach 23 Uhr vor Ort im Stockfinstern, denn an meinem erwählten Fotostandort gibt es keine Straßenlampen. Zunächst mal stand der Komet noch etwas zu westlich, so dass ich ihn nur mit etwas Gebüsch ablichten konnte. (Abb. 3) Fast eine dreiviertel Stunde später und zweihundert Meter östlich konnte ich Neowise aber dann so arrangieren, dass er gut mit dem Köferinger Kirchturm aufs Bild passte. Abb. 4: C 2020/F3 (Neowise) mit dem Kirchturm der Köferinger Pfarrkirche St, Michael Eigentlich war dies nur die Generalprobe für mein nächstes nächtliches Vorhaben, wollte ich den Kometen doch mit der von König Ludwig I erbauten Walhalla ablichten. Da es auch für den nächsten Tag klar angesagt war, nutzte ich die Gelegenheit, mir - wiederum nach der Arbeit - eine Location am südlichen Donauufer gegenüber der Walhalla zu suchen. Wieder mit Hilfe eines Kompass wurde ein optimaler Standpunkt identifizeirt, an dem man sowohl das Auto abstellen als auch ungehinderten Blickes seine fotografische Idee umsetzen kann. Überpünktlich um 22:15 - man will ja schließlich nichts verpassen - war ich vor Ort und entschied mich aufgrund der Szenerie für eine etwas kürzere Brennweite von 77mm. Dadurch war natürlich mit der feststehenden Kamera eine etwas längere Belichtung möglich, welche auch den Plamasmaschweif zu Tage treten lässt. Abb. 5: Der Komet mit Plasmaschweif über der Kirche St. Salvator in Donaustauf Hier wurde für die Kirche ein separates, deutlich kürzer belichtetes Bild erstellt, da die mit Flutlicht angestrahlte Kirche sonst viel zu hell auf dem Bild gewesen wäre. Die Walhalla ist noch ein gutes Stückchen östlich gelegen, also musste ich wieder eine dreiviertel Stunde warten, bis sich der Komet dem Ruhmestempel annäherte. Die Wolkenfront, die sich von Südwesten her langsam näher schob, gestaltete diese Warterei durchaus spannend. Doch im Nachhinein betrachtet war die von der Stadt orange beleuchtete Gewitterfront durchaus eine Bereicherung für das Foto. Das Warten hatte sich auf jeden Fall gelohnt - und das Bild wurde tags darauf sowohl in der online-Ausgabe als auch auf der Titelseite der Mittelbayerischen Zeitung veröffentlicht: Abb. 6: Komet C2020/F3 (Neowise) über der Walhalla bei Donaustauf Eine weitere fotografische Idee, die ich aufgrund von Wolken zunächst nicht umsetzen konnte, war es, die Spiegelung des Kometen im Wasser eines Sees festzuhalten. Erst am Tag des erdnächsten Punktes des Kometen konnte ich gemeinsam mit einem Arbeitskollegen dieses Projekt umsetzen. Leider war der Himmel nicht optimal klar und die Helligkeit des Kometen schon merklich zurückgegangen. Als Abschiedsfoto dieses Wanderers durch unser Sonnensystem ist es aber auf jeden Fall eine schöne Erinnerung. Neowise, Du wirst uns noch lange im Gedächtnis bleiben! Und als Alternativprogramm zur omnipräsentetn Corona-“Pandemie“ warst Du uns wahrlich eine himmlische Abwechslung. Abb. 7: Ein letzter Blick auf Neowise, gespiegelt in einem Baggersee nahe Regensburg
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