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Astronomie
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Das Almberg-Teleskoptreffen 2018

Auch 2018 fand wie jedes Jahr das Almberg-Teleskoptreffen in Mitterfirmiansreut im bayrischen Wald nahe der tschechicschen Grenze statt. In diesem Jahr war der Termin eine Woche nach dem Tag der deutschen Einheit relativ spät im Jahr. Ob das Wetter trotzdem mitgespielt hat? Die ersten Wetterprognosen in der zweiten Septemberhälfte waren eher bescheiden. Doch je näher der Termin heranrückte, desto besser wurden auch die Prognosen. Sollten es tatsächlich, wie angekündigt, zwei wolkenlose Nächte werden? Als ich am Fretiag anreiste - bei wolkenlosem Himmel - war schnell klar: Das wird heuer richtig gut. Und so waren auch einige Astrokollegen schon einen Tag zu früh - am Donnerstag angereist und hatten auch schon die klare Nacht von Donnerstag auf Freitag sehr intensiv und erfolgreich genutzt. So verabschiedete sich im Übrigen die Sonne am Freitag Abend, nachdem ich mein mobiles Teleskop, einen 130/650 Newton auf einer EQ-3Skyscan aufgebaut hatte: Abb. 1: Eindruck vom ersten Abend Schnell wurde es dann dunkel, aber auch mit 6°C relativ frisch, und es begann Tau auf dem Tubus zu kondensieren. Gegen 21 Uhr aber bließ von Süden her ein lauwarmer Wind den Almberg hoch, der die Temperaturen wieder auf 12°C klettern und auch jeden Anflug von Tau restlos verschwinden ließ. Die Grenzgröße an diesem Abend lag bei deutlich jenseits von 6mag - also im Bereich von 6m5 bis 6m7. Als erstes wurde nach dem Ausnorden per Polsucher die Steuerung der N-EQ3 Skyscan aligned. Ich hatte der Montierung im Sommer anstelle des standardmäßigen Aluminiumstatives mit dem Stahlrohrstativ ausgerüstet, welches standardmäßig bei der EQ5 mitgeliefert wird. Dadurch erhöht sich die Stabilität des gesamten Setups drastisch, die EQ-3 hat nun keinerlei Mühe mit dem recht leichten 130/650er Newton und ist nun auch für nachgeführte Sternfeldaufnahmen mit der DSLR noch besser gerüstet als zuvor. Nach einem ersten genaueren Blick auf den Sternhimmel - mittlerweile war es dunkel genug, dass die Grenzgröße ihren Maximalwert von gut 6m5 erreicht hatte, wollte ich erstmal die wahnsinnig schöne Szenerie im Bild festhalten, denn der Anblick des Firmaments mit der Milchstraße war schlichtweg phantastisch. Abb. 2: Sternhimmel über dem Almberg Nach diesem photographischen Versuch zum warm werden ging es dann an die ersten Beobachtungen mit dem kleinen, transportablen Newton. Als erstes Objekt wurde, da in unmittelbarer Nähe zum zweiten Alignemnt-Stern stehend, der Kugelsternhaufen M15 angesteuert. Dieser doch recht helle Nebelbausch fällt auch schon bei 26-facher Vergrößerung im Übersichtsokular als heller, zu den Rändern hin deutlich granularer Haufen auf, der auch hier schon eindeutig seine Kugelhaufengestalt preis gibt. Steigert man die Vergrößerung weiter und weiter, so kann man im Bereich von 81x und darüber auch eindeutig Einzelsterne bis ins Haufenzentrum durchblitzen sehen. Auch der Himmelshintergrund bleibt schön dunkelgrau bis schwarz. Das zusätzliche Auskleiden des Okularasuzug mit Velours - der Tubus hat diese Optimierung schon länger hinter sich - sowie das Schwärzen der Phasen und Seitenwangen der Spiegel mit schwarzem, wassefestem Stift hat der Abbildungsleistung des Teleskops sichtbar gut getan. Gerade bei großen Gesichtsfeldern ist die Aufhellung des Himmelshintergrunds zu den Bildrändern hin endlich Geschichte. Dies spornt mich an, die Galaxie NGC7331 im Pegasus anzusteuern, die ich im 130er noch nie so gut sehen konnte. Klar, hier oben ist natürlich auch der Himeml besonders gut, aber auch unter dieser Himmelsqualität war die Bildaufhellung zu den Rändern hin bis dato deutlich wahrnehmbar, und ist jetzt praktisch komplett verschwunden. Ja, NGC7331 zeigt bei 43x und bei 54x neben dem hellen, länglichen Kern auch einen deutlich größeren Halo als der Kern selbst. 81x und 130x bringen leider keine Verbesserung mehr, hier wird öffnungsbedingt das Bild dann doch wieder vom Detailreichtum her schlechter. Mittlerweile war auch das Sternbild Triangulum höher gestiegen, so dass ich die Dreiecksgalaxie M33 aufs Korn nehmen wollte. Bei mittelmäßigem bis guten Himmel ist von ihr meist nichts bis wenig zu sehen. Doch hier zeigt sich im 25er NED, welches mir deutlich über Bildfeld liefert, schon eindeutig eine nicht ganz runde, sehr flächige und bei indirektem Sehen leicht unruhig wirkende Aufhellung. Im 18er, bei 36x und 1,6° Feld, passt sie noch ganz passabel ins Bildfeld, zeigt aber nicht wirklich mehr Details. Vielleicht die ein oder andere Aufhellung ist bei genauem und indirektem Hinsehen erkennbar. Auf jeden Fall ist M33 heute aber ein Objekt, bei dem man eine Zeitlang verweilen kann. Wenn ich schon in dieser Himmelsecke bin, interessiert mich natürlich auch: Was kann der 130er an NGC891 ? Diese Galaxie wird ja in der Beobachtungsliteratur vielfach als Sahnestück gehyped, und doch ist es so - dass zumindest bei meinem Himmel zu Hause - ich rede hier von visuellen Grenzgrößen zwischen 5m7 und 6m2 je nach Witterungslage - diese Galaxie selbst im 14-Zöller nur in den besten Nächten sichtbar ist. Umso erstaunter bin ich, dass diese bisweilen doch zickige Nadel auf Anhieb als schwacher Streifen im Okular zu sehen ist. Der beste ANblick war bei 18mm und bei 15mm, also im Bereich von 40-facher Vergrößerung und damit gut 3mm Austrittspupille. Details oder gar das Staubband sind mit nur 5 Zoll naturgemäß nicht zu sehen, aber die Galaxie ist eindeutig und auch bei direktem Sehen als sehr blasse und relativ große edge-on-Galaxie zu erkennen. Für den ersten Abend habe ich damit das visuelle Beobachtungsprogramm beendet und den kleinen Newton durch die Spiegelreflexkamera mit einem 50-135 f/2.8 Telezoom ersetzt. Damit ging es zunächst auf die Andromedagalaxie. Insgesamt wurden dreißig Einzelbilder zu je 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600 und f/3.2 aufgenommen. Abb.3: Die Andromedagalaxie Nachdem die Milchstraße immer prächtiger zu sehen war und diese eine fast schon dreidimensionale Wölbung an das Firmament gezeichnet hatte, musste ich auch dieses Schauspiel fotografisch festhalten. Es wurde also ein Panorama aus 2 zwei Aufnahmen mit einem 10mm Superweitwinkel bei f/2.8 zusammengesetzt, wobei jede Einzelaufnahme aus vier 25-Sekundenaufnahmen mit feststehender Kamera vom Fotostativ aus war. Aufgrund der kürzeren möglichen Belichtungszeit vom Fotostativ wurde eine Empfindlichkeitseinstellung von ISO 5000 für die Einzelbilder gewählt. Abb 4: Milchstraße Die erste Nacht war also schonmal gigantisch gut und auch am nächsten Morgen, also samstags, ließ sich das Wetter ganz gut an. Die Zeit bis zum Mittagessen wurde mit Begutachtung von Teleskopen, viel Fschsimpeln und angeregten Diskussionen verbracht und nach der Mittagspause war dann das obligatorische Vortragsprogramm angesagt, das wie jedes Jahr sehr interessante Themen von Polarlichtfotografie bis hin zu Selbstbauprojekten umfasste. Spätnachmittags noch ein kurzes Nickerchen, um für die Nacht gerüstet zu sein, ein kleines Abendessen und dann wieder ab auf die Beobachtungswiese. Heute wollte ich mich visuell eher dem Bereich um Cassiopeia und Perseus widmen, was sich als ganz gute Idee herausstellte, da es im Süden und zu niedrigen Deklinationen hin doch deutlich dunstiger war als noch tags zuvor. Ausserdem war ich von der intensiven Nacht zuvor noch ein wenig müde und wollte am zweiten Abend eher gemütlich beobachten. Begonnen habe ich die Beobachtung aber erstmal mit dem Ringnebel M57 . Dieser fällt natürlich schon im Übersichtsokular problemlos als kleiner runder Kringel auf, für 5“ ist der Ringnebel nicht wirklich ein Problem. Auch bei 81-facher sowie 130-facher Vergrößerung steht der nun deutlich abgeflacht wirkende Ring prominent im Okular, wirkt ein wenig wie ein einmal verschlungenes, ringförmiges Band. Überrascht hat mich auch der Hantelnebel M27 . DIeser zeigt sogar die über die Taille der Hantel quer hinausgehenden, sehr schwachen Nebelohren. Insgesamt wirkt dieser Planetary erstaunlich leuchtkräftig. Das Kontrasttuning hat dem Teleskop auch hier wieder eindeutig gut getan. An die Lichtintensität an einen nebenan stehenden Takahashi TOA130 kommt aber der 130er Newton nicht annähernd ran. Gefühlt müsste der Newton wohl sechs bis acht Zoll haben, um hier an Leuchtkraft mithalten zu können, und auch vom Kontrast ist kein Vergleich: Bei gleicher Vergrößerung zeigt der Takahashi eine deutlich (!) hellere Hantel bei gleichzeitig sichtbar schwärzerem Himmel. Chapeau! Als nächstes kam nun der Kugelsternhaufen M56 ins Okular, der irgendwie abseits der Standardobjekte steht. Leider tut er dies ganz zu unrecht, denn dieser Globular gibt sehr schön seine körnige Struktur preis, ist nicht zu hell und nicht zu kompakt, so dass er auch in kleineren Optiken einen durchaus attraktiven Anblick bietet. Am schönsten zeigt er sich bei 81x, bei 130x verliert er dann doch ein wenig an Deutlichkeit und Strahlkraft. Über h & Chi , den Doppelsternhaufen im Perseus, muss man eigentlich keine Worte mehr verlieren, vor allem bei niedrigen Vergrößerungen liegen da die sprichwörtlichen Diamanten auf schwarzem Samt, die einem da entgegenfunkeln. Bei 26x und wiet über Gesichtsfeld passen beide Haufen wunderbar ins Gesichtsfeld, allerdings tut sich das 25mm-NED-Okular bei diesem Feld am f/5-Newton doch bezüglich randschärfe etwas schwer, was besonders bei den hier sehr hellen Sternen auffällt. Wechselt man auf das 18mm-Okular, wir dies schon deutlich besser, wenngleich die beiden haufen dann schon sehr ins Bildfeld gequetscht sind. Am besten ist, jeden Haufen mit 15mm einzeln in voller Pracht bei nun wirklich ordentlicher Randschärfe zu genießen. NGC457 mit seinen beiden hellen Augen ist ein schöner offener Sternhaufen zum Abschluß, der bei mittleren bis hohen Vergrößerungen einfach ma besten rüberkommt. Kein schwieriges Objekt, aber immer wieder schön anzusheen, die Eule. Nach diesen Beobachtungen kam der Tubus von der Montierung und ich fertigte noch ein paar Aufnahmen mit der Kamera an, bevor es mir kalt wurde und ich mich gemütlich ins Bett zurückzog. Abb. 5: Die ISS tritt in den Erdschatten ein Fazit: Ich mag das Almbergtreffen. Warum? Es ist einfach ein ruhiger, schöner Standort und das Treffen ist nicht überlaufen. Das Ganze läuft in einer sehr familiären, überschaubaren Atmosphäre ab, keine Hektik, kein Streß, ein paar Dutzend Astronomiebegeisterte. Kein verbissenes Wettbeobachten, ein schönes Miteinander und das alles garniert mit Vorträgen, die das nötige Maß an Bodenhaftung und Praxisbezug haben. Bleibt zu hoffen, dass das Almbergtreffen aufgrund seiner - ich nenn es mal Randlage - auch in den nächsten Jahren das gemütliche Treffen belibt, das es bisher immer war.
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Zusammenfassung der Beobachtungen
Verwedetes Equipment:
Teleskop
Newton, d=130mm, f=650mm
Okulare
Typ
Vergrößerung
TS NED 5mm
130x
TS NED 8mm
81x
TS NED 12mm
54x
TS NED 15mm
43x
TS NED 18mm
36x
TS NED 25mm
26x
Filter
Astronomik UHC
TS OIII
Beobachtete Objekte:
Doppelsterne
Albireo
Galaxien
NGC891, NGC7331, M33
Kugelsternhaufen
M15, M56
Offene Sternhaufen
h&Chi, NGC457
Gasnebel
-
Planetarische Nebel
M27, M57
Reflexionsnebel
-
Sonstiges
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