© Markus Langlotz
Astronomie
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First Light des EDPH94 Triplet Apochromaten

Für die Fotografie großflächiger Nebel oder aber von Objekten wie den Plejaden oder der Andromedagalaxie hatte ich schon länger damit geliebäugelt, in meine Sternwarte parallel zum 19cm-Astrografen mit 1m Brennweite noch ein kurzbrennweitiges Gerät mit schnellem Öffnungsverhältnis zu montieren. Die Wahl fiel nach langen Überlegungen auf den Sharpstar EDPH94. Dieses Teleskop vereint für meinen Anwendungsfall gleich mehrere Vorteile: Das geringe Gewicht von 4kg ermöglicht mir die Montage parallel zum MN 190/1000 auf der EQ-6 in meiner Sternwarte, macht das Fernrohr aber auch mobil und tauglich als Reiseteleskop. Das Packmaß - nur 44cm bei eingeschobener Taukappe - ermöglicht es problemlos, das Gerät im Urlaubsgepäck unterzubringen. Mit einem Filedflattener ist der Apo fotografisch mit 517mm bei f/5.5 einsetzbar, mit dem passenden 0,8x-Quadruplet-Reducer ergibt sich ein Astrograph mit schnellen f/4.4 bei 414mm Brennweite. Das korrigierte Bildfeld von 50mm reicht darüberhinaus problemlos für meine ASI294MC Pro mit 23mm Chipdiagonale. Abb. 1: Der EDPH94 auf der N-EQ3 Das Teleskop wurde beim Händler am künstlichen Stern justiert und von mir auf der optischen Bank begutachtet: Eine perfekte Kollimation und bei 500-facher Vergößerung schöne, konzentrische Beugungsringe, welche intra- und extrafokal nahezu identisch sind, habe ich in dieser Qualität selten bei einem Teleskop gesehen. Dies zeigt auch der visuelle Eindruck bei 162x am sonnebeschienen Metallkamin eines gut 50m entfernten Hauses und auch auf Flechten auf dem Ziegeldach: Eine tadellose Schärfe, jeder Kratzer auf dem Kaminblech, jeder Schraubenkopf perfekt scharf, praktisch keine Falschfarbe in den Sonnenlichtreflexen an den Schraubenköpfen: Für ein Linsenteleskop mit f/5.5 finde ich das durchaus beachtlich. DIe einschiebbare Taukappe läuft satt, spielfrei, aber dennoch leichtgägnig und kann mit einer Messingschraube geklemmt werden. Die rot eloxierten Rohrschellen, der Griff und die Prismenschiene machen einen durchaus hochwertigen Eindruck und der stabile 3“-Okularasuzug mit Untersetzung läuft butterweich, shiftet auch bei hoher Vergößerung nicht und ist sehr feinfühlig fokussierbar. Auf meiner N-EQ3 Skyscan, welche auf dem Skywatcher Stahlrohrstativ steht, ist der 3,7“-Apo bombenfest montiert und doch lässt sich die Montierung samt Teleskop und Gegengewicht problemlos komplett aufgebaut in einem Rutsch in den Garten stellen. Nachschwingen beim Fokussieren auch im 3,2mm-Okular bei 162-facher Vergrößerung ist in dieser Kombination definitv garnicht voranden. Auch meinen 90/900er Apo trägt die N-EQ3 Skyscan im Übrigen vollkommen schwingungsfrei und problemlos und auch der relativ leichte 130/650er Newton stellt keine Herausforderung für diese Montierung dar. Nun aber wird es langsam doch dunkel, so dass nun die erste Bewährungsprobe am Himmel sattfinden kann. An dieser Stelle wie immer erst der tabellarische Überblick der Beobachtungsnacht: Als erstes wurde nach dem Ausnorden per Polsucher die Steuerung der N-EQ3 Skyscan aligned. Die Himmelshelligkeit war mit einem SQM-L- Wert von 18.5 mag/arcsec² natürlich noch nicht beobachtungstauglich, aber das erste angefahrene Objekt, der Kugelsternhaufen M3 in den Jagdhunden, war zumindest im Okular schon problemlos auszumachen. Um die Zeit der fortschreitenden Dämmerung zu überbrücken, wurde nun erstmal die Espressoaschine hochgefahren, und meine Frau und ich gönnten uns einen leckeren Espresso. Abb. 2: Warten auf das 1st Light Schnell hat sich die Himmelsqualität auf 20,3 mag/arcsec² gebessert und M3 befand sich - der Nachführung sei Dank - auch nach der gemütlichen Espressopause noch mittig im Übersichtsokular. Bei 8mm und 65x ist der Kugelsternhaufen schön eingebettet zwischen drei Sterne, der Sternhaufen selbst wirkt leicht dreieckig und zum Rand hin zart pudrig. Im 5mm-Okular blitzen bei indirektem Sehen in den Randbereichen Einzelsterne auf. Bei 161x im 3,2er Okular wirkt der Haufen durchsprenkelt von Sternen, jedoch beginnt nun auch die Helligkeit des Objekts langsam zurückzugehen. Man sieht also eines ganz deutlich: Das Teleskop liefert auf der einen Seite eine makellose, gestochen scharfe Abbildung, hat auf der anderen Seite aber dann doch nur knapp vier Zoll Öffnung. Im ED12 ist der Kugelsternhaufen zwar nicht aufgelöst, aber doch schön im Kontext eines größeren Sternfeldes eingebettet. 43-fache Vergrößerung und rund 1,5° Bildfeld zeigen ganz klar, man bewegt sich mit solch einem kurzbrennweitigen Teleskop typischerweise in niedrigeren Vergrößerungsbereichen mit entsprechend großen Bildfeldern. Gan klar stehen als nächstes Galaxien in den Jagdhunden auf dem Programm, und wer würde nicht als erstes die Strudelgalaxie M51/NGC5195 ins Visier nehmen, um zu sehen, was der Kleine so abliefert. Durch alle Vergrößerungen sind sofort beide Galaxienkerne auszumachen, höhere Vergrößerungen zeigen auch jeweils einen runden Halo um die galaktischen Zentren. Von der Sichtung von Spiralstrukturen zu sprechen, wäre aber eine Übertreibung. Bestenfalls bei 161x könnte man den Halo von M51 als etwas unregelmäßig von der Helligkeitsvertelung beschreiben., allerdings beginnt auch hier die Helligkeit des Objekts zu leiden, was die Detailwahrnehmung wieder schmälert. Abb.3: 94mm Öffnung… Weiter geht die Beobachtung mit M63 , der Sonnenblumengalaxie. Sie ist problemlos als 2:3 bis 2:4 elongierte Ellipse zu sehen, aber Strukturen sind kaum auszumachen, auch nicht bei höheren Vergrößerungen. Ein weiterer kleiner Schwenk führt uns zu M106 . Hier haben wir echt einen Leuchtturm an Galaxie, wohl die hellste Galaxie im Sternbild Jagdhunde. Bereits im NED 18mm bei 29x und Bildfeld ist die Galaxie auffallend hell, erstaunlich groß und lang. Im 12mm NED bei 43x kann man klar einen sehr hellen, fast stellaren Kern ausmachen, umgeben von einem schwächeren Halo. Im NED8 bei 65x entwickelt sich dieser stellare Kern zu einem länglichen Balken, desen Längsachse etwa 30° gegen die Längsachse der Haloellipse geneigt ist. Auch die nächste Galaxie, M94 , ist - im 15mm-Okular - extrem hell, rund, mit einer gaußförmig erscheinenden Helligkeitsverteilung. Steigert man die Vergrößerung auf 65x, wirkt der kleine, stellare Kern fast noch heller, aber der Halo im Gegensatz zum Kern deutlich blasser, eher stufig abgesetzt. Dadurch wirkt die Helligkeitsverteilung der Galaxie nun nicht mehr gaußförmig. NGC4490 ist im NED12 eine längliche Nadel, in nahezu E-W-Richtung elongiert, relativ hell und problemlos zu sehen. Im 8mm-Okular bei 65x könnte man meinen, blickweise ein Staubband zu sehen, das die Galaxie der länge nach durchläuft, ähnlich dem Anblick von M104 mit vergleichbaren Öffnungen. Eventuell war die Aufhellung jesneits des imaginären Staubbandes ein Hinweis auf die benachbarte Galaxie NGC4485. Zum Abschluß wurde noch der Kugelsternhaufen M13 angefahren, da ich weder NGC4151 noch NGC4800 identifizieren konnte. Da aber auch M13 nicht im Bildfeld war, habe ich wohl das Alignment (durch unbewußtes Anstoßen ans Teleskop?) etwas verstellt. Nun ja, M13 war dann rund entfernt schnell gefunden und grade diese kleine Öffnung von weniger als 4“ läßt einen den Unterschied zu M3 besonders intensiv erleben: Einzelsterne und Sternketten sind durch alle Vergrößerungen problemlos zu sehen, selbst bei 161x im 3,2mm-Okular kann man an den Einzelsternen von M13 fokussieren. Bei 161x sind rund 20-25 helle Einzelsterne in M13 zählbar. Details, die bei M3 unter die Wahrnehmungsgrenze fallen, sind hier an M13 problemlos auszumachen. Gefühlt würde ich M13 als rund doppelt so hell wie M3 beschreiben. Leider waren wetterbedingt bis dato keine weiteren visuellen Beobachtungen mehr drin. Zusammenfassend ist es ein wunderschönes Gerät, allerdings kann auch die beste Optik nicht mehr Licht herbeizaubern, als ihre Öffnung durchläßt. Spannend wird, wie sich das Gerät mit UHc- und OIII-Filter bei großflächigernen Gasnebeln schlägt. Dies wird hoffentlich die Sommersaison zeigen. Als kompaktes Reisegerät mit nur 4kg Gesamtgewicht und gut 40cm Länge dürfte der EDPH94 aber so ziemlich das Maximum an deep-Sky-Performance für diese Gewichts- und Größenklasse liefern. Und sein Haupteinsatzgebiet wird bei mir ja sowieso die Astrofotografie sein.
Zusammenfassung der Beobachtungen (21.04.2023)
Verwedetes Equipment:
Teleskop
Apochromat, d=94mm, f=517mm
Okulare
Typ
Vergrößerung
TS NED 3,2mm
162x
TS NED 5mm
103x
TS NED 8mm
65x
TS NED 12mm
43x
TS NED 15mm
35x
TS NED 18mm
29x
TS NED 25mm
21x
Beobachtete Objekte:
Doppelsterne
-
Galaxien
M51, NGC5195, M63, M106, M94, NGC4490, NGC4151, NGC4800
Kugelsternhaufen
M3, M13
Offene Sternhaufen
-
Gasnebel
-
Planetarische Nebel
-
Reflexionsnebel
-
Sonstiges
-
Himmelshelligkeit (SQM-L)
20.3 mag/arcsec²
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